Samstag, 10. Mai 2008

Varanassi

Varanassi ist konzentriertes Indien. Hier ist es verwinkelter, spiruteller, geschaeftiger, heisser (48C Mittags, frische 38C Nachts) und dreckiger als sonst wo in Indien und es gib sogar noch mehr Kuehe.Das tollste ist der Ganges. Dieser floss urspruenglich im Himmel. Shiva versteckete ihn in seinem Haaren vor einem Daemonen und brachte ihn auf die Erde. So ist er aber immer noch ein Teil vom Himmel und sehr sehr heilig. Hier sind kleine Yogaschueler nach dem Morgentraining bei der Puhja (Opfergebet)
Aber im Ganges wird auch Waesche gewaschen, Leichen verbrannt, Kinder planschen mit Schwimmreifen, es treiben Tote kuehe darauf, kahlrasierte Kinder werden Untergetaucht (die Haare wurden den Goettern geopfert), Kuehe und Tauben kacken alles zu, Betende tauchen unter, Priester verdampfen Weihrach, Haendler verkaufen alles denkbare... ein guter Ort fuer eine Bootstour
Die Burning Gath, ist die Stelle am Ufer, wo die Toten verbrannt werden. Dazu waschen die Maenner der Familie die in Glitzerpapier eingepackte Leiche im Fluss und schichten Holz auf, Leiche drauf, noch viel mehr Hoz darauf und dann zuenden sie den Haufen mit Shivas ewigem Feuer an. Das wird als Reinigung vom irdischen berachtet, aber auch als Gabe an die Goetter. Darum werden gestorbene heilige Maenner, Kinder und schwangere Frauen, Kobragebissene und Leprakranke nicht verbrannt sondern mit einem Stein beschwert in den Fluss geworfen.
Die Asche und dicke Knochen werden anschliessend in den Fluss geschuettet. Dort sieben dann Maenner den Schlamm nach Gold durch. Oft brennen hier mehr als 20 Haufen.
Das hoert sich vielleicht etwas morbide an, aber ich war sehr beeindruckt davon, dass hier Tod nicht so sehr aus dem Leben ausgegrentzt wird, sonder als Vorraussetzung fuer Leben gesehen wird.
Um ein gute Zeit in Varanassi zu haben, bedarf es einiger Ueberlebenstrategiene. Die Gassen sind so unglaublich verwinkelt, dass ich mich nach einer Woche immer noch verlief. Da war es gut den Goldkrugtraegern zu folgen (leerer Krug, sie gehen zum Ganges, voller Krug sie gehen zum goldenen Tempel) Da die Burniggath direkt neben meinem Hotel war, folgte ich aber oft ganz selbsterverstaendlich den Leichenzuegen durch die Gaesschen nach hause.
Das ander wichtige war ein kuehles Plaeztchen in der Mittagszeit. In Varanassi wird viel Seide gewebt und bestickt. Die Muster werden dabei auf Lochkarten gestanzt, die die Fadenhoehe steuern.
Bei Sonnenaufgang und Untergang waren immer alle unterwegs zum beten, opfern, rituellem Baden, bimmeln, raeuchern oder singen.
Ich hab viel Zeit damit verbracht durch die engen Gassen zu bummeln und mit den Leuten zu plaudern. Hier ist der Paan-Mann und sein Freund, die mir die Kunst des Paan(Betel) kauens gezeigt haben. In ein wuerzigscharfsaueres Blatt werden Kalzium (dass einem die Zaehne nicht rausbrechen), Nelken und Gewuerze, suesse Betelnuss, Tabak und Kokosphaser (damit man mehr zum kauen hat) gegeben. Das stopt man sich in die Mundtasche und spuckt bei Zeiten rote Gruetze. Das ist angeblich gut fuer die Verdauung und macht den Mund etwas taub und sehr rot.
Die Stadt ist voller Pilger, Priester, Gurus, Astrologen und Aschrams, so dass es nicht schwer war, an jeder Strassenecke gute religoese oder philosophische Gespraeche zu finden. Dazu gab es wie immer viel Chai, der hier aber in Tontoepfchen serviert wird, die man anschliessend auf den Boden vertruemmert.
Noch heisser waehre aber nicht mehr auszuhalten gewesen, drum ging es von da weiter nach Darjeeling in die Berge.

Samstag, 3. Mai 2008

Hampi und Hyderabad

Lieben Dank, fuer eure vielen troestenden, aufmunternden, abhaertenden und kopfschuettelden Mails und Kommentare zu meinem Goablues. Ich freu mich schon so sehr Euch wiederzusehen, dass ich den deutschen Alltag sicher auch wieder ertragen kann :)
Die An- und Abreise nach Hampi waren definitiv die uebelsten meiner ganzen Reise. Im Schlafbus vom Goa wachte ich alle 1/4 Stunde vom Durch-die-Gegend-geschleudert-werden auf, das ich in dieser Nacht lernete, mich auch noch im Tiefschlaf festzuklammern und einzukeilen. Anschliessend hatten alle Mitreisenden tagelang das ueble Gefuehl sowas wie einen Verkehrsunfall ueberlebt zu haben.
Hampi ist wunderschoen: es hat einen huebschen Fluss mit Wasserbueffeln, meinen derzeitigen Lieblingstieren, Berge die wie Steinhaufen aussehen und viele Ruinen aus besseren Handelszeiten.
Aber erstmal gab es mal wieder ein Festival. Wer meint, ich betreibe hier Eventhunting, irrt sich sehr. Es sind eben dauernd ueberall etwas Grosses los. Diesmal war wieder ein Fest zu Shivas und Pavatis Hochzeit. Am Vorabend waren schon Pilger da, die immer alle gerne fotografiert werden wollten. Auf den Fotos stehen immer alle still, um mir im naechsten Moment begeistert die Kamara zu entreissen, um die Fotos auch noch der Oma hinten zu zeigen. Mir war etwas mulmig dabei, aber die Kamera kam immer wieder und die Leute waren sehr gluecklich sich mal auf einem Foto zu sehen.An diesem Tag werden in Hampi die beiden riesigen, massiven Hochzeitswagen an Seilen rennend durch die unbefestigten Strassen gezogen. Hier ist der eine Wagen vor dem Tempel. Er wird vorher geweiht, indem der heilige Tempelelefant drumherum gefuehrt wird. Fuer 2 Rupien segnet einen der Elefant mit dem Ruessel.Hier mein Lieblingsdetail des Wagens: die wilden Hengste die den Wagen ziehen. Dahinter etwas verhangen Shiva unter Blumen.
Bevor es richtig los geht, werden Kokosnusse zertruemmert, entweder wie hier von den Kokosnussknackern, um die Kokosmilch in einer Puja (Opfergabe) zu verwenden. Oder sie werden mit Wucht auf den Boden geschmissen. Das ist ganz schoen beindruckend, wenn dass viele hunderte auf einmal machen.
Wenn die Wagen in einem Affenzahn von hunderten ueber die hoppeligen Stassen gezogen werden, versuchen junge Maenner Bananen in die oberen Fenster des Wages zu werfen, selber hinauf zu klettern oder hinter den Wagen mit "Keil-Baeumen" herzurennen, um den Wagen am zurrueckrollen (=Unglueck) zu hindern. Das alles machen sie um beri ihrer Hochzeit im kommenden Jahr einen guten Griff zu tun.
Am Abend fuhren dann die 10Tausenden mit vollgestopften Bussen, Rikschas oder mit dem Traktoranhaenger wieder zurrueck ins Dorf.
Am anstrengendsten an diesem Tag war, dass wir wenigen Auslaender fuer die Leute hier die Hauptsensation waren. So fragte mich dann auch JEDER: "Wos ju neem?" oder "Wos ju madam?" oder "wer from?", sag ich "Germay" schallt es "langsam, langsam", oder "alles klar" oder etwas gemischt "Guten Danke". Dazu uebt man dann auch gerne das exotische Haendeschuetteln. Nicht falsch verstehen, es ist toll so herzlich empfangen zu werden, und auch toll wie gut viele Englisch, Spanisch und Franzoesisch sprechen ohne einen Tag in der Schule gewesen zu sein. Das Leben als Popstar ist nur etwas ermuedend. Danach waren selbst die heiligen Kuehe muede.
Und "ungeworfene" Bananen gab es danach noch billiger als sonst.
Die religioesen Feste haben hier wirklich Schmackes. Das ist teilweise so wild und extatisch, dass es etwas unheimlich wird. Aber das war wieder mal ein unglaublicher Tag.
Zur Erholung gings mit em Tuktuk am naechsten Tag durch die alten Palaeste und Tempel der Umgebung.
Am naesten Tag ging es mit dem Nachtzug nach Hydererabad. Dort wollte ich den Tag vertroedeln um in der naechsten Nacht weiter nach Varanassi zu fahren.
Diese ueberwiegend muslimische Stadt ist wirklich praechtig. Ueberall schicke Mosheen, nette Leute, gute Saftbuden und Suessigkeitslaeden. Mir scheint, dass die Religionen sich hier alle soweit ganz gut verstehen, zumindest erzaehlen das alle. Hyderbad war auf jeden Fall eine schoene Abwechslung zu dem ganzen Hinduismus, wenn auch genauso reitzueberflutend.
Auf dem Basaren kauften vollverschleierte schwarze Frauen huebschen Glitzerkram und bunte Gewaender, vermutlich fuer zuhause oder unten drunter.
Die Reise waehre auch mit nur einer weiteren Nacht im Zug lang gewesen, aber ich Bloedi hatte uebersehen, dass diese zweite Reise 2 Naechte dauert. So sass ich dann insgesamt 3 Naechte bei ueber 45 Grad im Zug. Kaum jemals war eine Dusche so wilkommen, wie die in Varanassi.

Sonntag, 20. April 2008

Mumbai und Goa

Als ich im Nachtbus von Udaipur nach Bomby aufwachte, sah ich Slums bis zum Horizont, Menschen schlafend im Strassendreck, manchmal mit Mueckennetz meist ohne. Ueber 1 Millonen Menschen leben in Bombay in Slums. So ein Elend wie hier in den Aussenbezirken habe ich noch nie gesenen. Im krassen Gegensatz dazu ist die Innenstadt propper und gruen, es gibt oft sogar Buergersteige(!) und die Kolonialbauten sind im guten Zustand. Die Haendler, Bettler und Taxifahrer (Rikschas sind in der City verboten) versuchen einen uebel uebers Ohr zu hauen, so krass war bisher nur Delhi. Aber im Vergleich zu Delhi ist hier alles relativ westlich zivilisiert und sauber. Aber das unglaubliche Elend der Armen ist auch in der schniecken Innenstadt sichtbar, wenn z.B. eine Mutter mit ihren 5 Kindern (das aeltestes vielleicht 6 Jahre alt) auf dem Gehweg schlaeft. Ich werde mich nie daran gewoehnen da einfach drueberzusteigen.Das Gate of India haben noch die Englaender gebaut, aber kurz nachdem es fertig war, war Indien auch schon unabhaengig. wurde ich dann auch fuer Bollywood entdeckt. Die suchen immer "exotische" Auslaender als Statisten. Leider waren an meinem Drehtag die Hauptdarsteller krank. So war meine Filmkarriere dann auch schon wieder vorbei. :)Aber manchmal merkt man selbst hier noch, dass man in Indien ist. So gibt es im ganzen Land anscheinend keine Speisekarte, die nicht klebt und fast unleserlich vor Schmier ist. Teilweise kleben auch noch ganze Fliegenkolonien darin.
Und dann gibt es in Mumbai auch noch viele Maenner, die sich als wunderschoene Frauen auftreten, nur wesentlich frecher und provokativer, als die normale Inderin. Diese werden als heilig verehrt und muessen z.B. in Zuegen nicht bezahlen. Transvestiten haben es hier offensichlich wesentlich leichter als bei uns.

Bei Zuegen, Bussen und allen engen Tueren gilt: alle steigen gleichzeitig ein und aus. Dazu wird dann gerne noch aus der 2ten Reihe Gepaeck ruebergereicht.
Hier ein paar Spuelerinnen.
Vor Mubai liegt Elephantisland, mit drolligen Affen, vor deren Raubueberfaellen man aber auf der Hut sein musste.Hier sind sie aber mit Saeglingspflege beschaeftigt.Die Hauptatraktion ist aber der Tempel, der als Hoehle in den Fels gehaune ist. Da gab es Shivareliefe, die die Portugiesen aber als Schiessstand benutzt haben. Trotzdem war noch genug erhalten, um tief beeindruckt zu sein. Shiva ist der Gott der Zerstoerung. Diese ist aber fuer den Neuanfang und das Bestehen in der Zeit notwendig. Drum hat dieser 7 Meter hohe Shiva 3 Koepfe, links den maenliche Zerstoerer, in der Mitte das Sein und rechts, der weibliche Teil Shivas steht fuer das Entstehen.
Auf dem Bahnhof wimmelt es von Leuten, die wegen unglaubliche Verspaetungen ein paar Tage auf dem Bahnhof warten, Lasttraegern, Zeugverkaeufer. Mein Ueberland Zug nach Goa war aber relativ puenktlich und am naechsten Morgen, freu ich mich hier, noch leicht zerzaust, dass es endlich gruener wird.
In Goa packte mich dann der grosse Blues, dass meine Reise schon so schnell vorbei geht. Dazu kommt, dass es aus einiger Entfernung absurd oder kaum zu schaffen, scheint, was ich da den Tag ueber alles so machen muss. Dazu kommt, dass ich diese Mischung aus hier-haengen-gebliebenden Hippies, die glauben vom kiffen wird man heilig, und rotgebrannten Englaender, die glauben von saufen wird man erholt, gerade nicht so betoerend finde.
Mir gefaellt aber gut, dass man in meiner spottbilligen Huette am Strand das ausergewoehnlich schoene Rauschen des Meeres hoeren kann. Auch hier Kuehe: Nachbarn leihen mir ihr Boogibord (Surfbord im liegen) das sauviel Spass macht. Ansonsten ist das Wasser badewannenwarm, es sind feuchte 42 Grad und ich bin dauernd im Wasser. Besonders schoen sich im Vollmondschein auf dem spiegelblanken Meer teiben zu lassen.
Aber in Goa und Bombay fehlte mir doch das richtige Indien, dass ich mich von da auf nach Hampi machte.

Sonntag, 13. April 2008

Udaipur

Sorry, ich muss Euch mal wieder mit Bildern zuschmeissen, aber Indien ist sooo optisch...
Udaipur, mit seinem malerischen Seen, war mir eine willkommene Abwechslung zum staubtrockenen Jeisamer. Hier wurden die Wassschlossaufnahmen von Octopussi gedreht, dass man hier ganz klein im Hintergrund sieht.Ich hab bisher noch keine Muellabfuhr in Indien gesehn. Aller Muell wird im Garten oder auf der Strasse oder am See verbrannt. Jetzt weiss ich auch, was die tausenden flackernden Lichter waren, die ich beim Landeanflug auf Delhi gesehen habe. Das fuehrt dazu, dass man Nachts in Ueberlandbussen vor Rauch von der Strasse kaum atmen kann.
Mein Killerimunsystem kommt prima mit den massiven Attaken hier klar. Und das Essen ist nicht so scharf wie ich befuerchtet habe. Besonders lecker Thali, mit Chapati-Brot, Salat, gebratenen Reis, Jogurth mit Stuckchen(?), Dhal (Huelsenfruchtpampe) und veg Curry. Jeder einzelene Teil mit einem Strauss unterschiedlicher Gewuerze, lecker und billig (ca 0,50 Euro) Nur mit der rechten Hand zu essen und Chapatistuecke abreissen ist nicht immer einfach.
Wegen dem Saison Ende war es schoen ruhig und die Leute hatte viel Zeit zum Teetrinken und quatschen. Dabei konnte ich dann auch mein Feilschgeschick etwas verbessern. Es ist, glaub ich, schon ein gutes Zeichen wenn der Haendler instaendig bittet, niemanden den Preis zu verraten, den ich gezahlt habe. Aber ich vermute, dass ich oft immer noch zuviel zahle.
Aber weil nichts los war, hatten die Rikschafahrer nicht viel zu tun, und freuten sich fuer etwas mehr als das Benzingeld lange Ausfluege in die weitere Umgebung zu machen, am liebsten mit dem Motorad. Uebers indische Land zu "rasen", in kleinen Doerfenrn halt zu und die unglaubliche Schoenheit der Landschaft zu bestaunen war ein Riesenspass. Was die Landschaft auch so schoen macht, ist, dass auf kleinsten Feldern alles in Handarbeit gemacht wird. Da sieht man handgebundene Getreidegarben, pfluegende Ochsen und Ochsen die im Kreis gehend Wasser zur Bewaesserung pumpen. Alles sehr einfach und arm, aber schoen anzusehen, und zumindest nicht so ein grausames Elend wie in den Staedten. Die Dorfleute sind sehr gastfreundich und mindestens genauso neugierig auf mich wie ich auf sie. Hier reissen sich ein paar Kinder darum noch mit aufs Foto zu kommen, dass sich eigentlich die beiden Dorfhuebschen im Hintergrund gewuenscht haben.
Ueberhaupt finden es viele Inder ganz toll fotografiert zu werden und dann auch noch das Foto direkt sehen zu koennen. Da freut sich die Touristin und die Inder auch.
Auf den Morotoradtrips hab ich viele interssante Dinge probieren koennen, wie Bidis (kleine billige handgerollte Zigaretten), Kruemel in kleinen Tuetchen, dass wie Kraeter und Weihrauch schmeckt und dass man unter staendigem Spucken im Mund aufloest, Zuckerrohr knabbern (was auch mit viel Spucken verbunden ist). Fuer die Leute war mich dabei zu beobachten ein Riesengaudi und fuer mich auch.
Das eigentliche Ziel war aber Kumbalgath, ein tutzige, riesige Fordanlage, jetzt mitten im Nirgendwo frueher an der Gewuertzstasse.
Innen viele Tempel und drumherum sehr viel Landschaft.
Manchmal bin ich aber auch mit lokalen Bussen ein bisschen durch die Gegend geklappert. Bei einem Stop, raubten einige Affen erstmal die Fahrgaeste aus (Wasserflachen, Essenstueten) andere suchen den Schatten unterm Bus.
So erreichte ich den tollen Jeintempel Ranakpur, mit kuehler "Aussichtterasse", dezent versteckten Kamasutra-Reliefen und 1444 unterschiedlichen Saeulen.
Hier haben mich indische Reisegruppen sicher noch oefter fotografiert, als die imposanten Steinelefanten.
Ueberall auch echte Tiere, es gibt kaum irgendwo auf Stadt und Land eine Strasse ohne Kuehe. Oft auch Ziegen, ein paar Hunde, marodierende Affenbanden, viele Tauben, Eselherden, die Ziegel schleppen und manchmal auch ein Elefant, der in den engen Gassen den Verkehr blockiert. Die Tiere werden alle gefuettert oder fressen die Pressabfaelle der Saftpresskarren. Die roten Hoerner zeigen, wem die Kuh gehoert. Und wer wuerde da wagen, die Heiligkeit der Kuh zu bezweifeln?
Aber der Oberhammer war das Gangor-Fest in Udaipur. Es findet zu Ehren der Hochzeit von Shiva und Pavati statt. Lord Shiva (der Zerstoerer) ist einer der wenigen vorbildlichen Ehemaenner in der Hinduh Goetterwelt. Darum fasten die kleinen Maedchen, laufen schon seit Wochen mit Blumentoepfen durch die Strassen, um Geld fuer schoene Kleicer oder die Aussteuer zu sammeln. Das machen sie, um dann die Blumen am Gangorfest in den See zu werfen und fuer einen guten Ehemann und eine glueckliche Ehe zu beten.Ausserdem gibt es Frauen, die mit Goettern auf dem Kopf durch die Stadt ziehen, eingehuellt in dicke Bluetenduftschwaden, extatisches Getrommel, eine Tanzauffuehrung auf dem See, bei der kiloweise Bluehtenblaetter geworfen werden, und ein fettes Feuerwerk, dass in Deutschland niemals durch den TUeV gekommen waehre. Die Strassen sind voll mit Frauen (die sonst in der Minderheit sind) in ihren schoensten, buntesten Gewaendern, sowas wie indischer Girlsday. Noch bunter geht wirklich nicht mehr!

Samstag, 5. April 2008

Radgstan: Jaipur, Puschkar und Jeisalmer

Mein Eindruck von Indien kippt langsam von schrecklich anstrengend zu unglaubliches Wunderland. Das liegt sicher auch daran, dass ich langsam lerne die Nerver von den interssanten Leuten zu unterscheiden. Unglaublich redselig sind sie alle.
In Jaipur war auch am Tag nach dem Farbenfest Holi alles am ausnuechtern, nur die Rikschafahrer nicht. Sobald man sich auf die Strasse traute, hatte man sofort eine Traube Fahrrad und Motorrikschas um sich, die kaum abzuwimmel waren. (und eigentlich dachte ich, ich waehre da schon ganz gut drin) Da half nur Sightseeing. hier der imposante Citypalast. Kino wird hier noch richtig verehrt. Mein erstes Kino war riesig-bombastig, duftet nach Rosen und die etwa 1000 Plaetze sind ueber 4 Vorstellungen ausverkauft. Ich sah den Film " Black and White in search for Harmony", ein 3 stuendigerSelbstmord-Attentaeter-Epos. Ich hatte etwas Sorge, dass das Thema nicht so sehr zum bollywoodmaessigen Tanzen und Singen einlaedt. Aber das war unbegruendet und das ganze Kino sang die Lieder mit. Obwohl der Film in Hindhi war, war die Handlung kristallklar zu sehen und in der Pause haben mir eine neugierige Menschentraube ("was denkt die Touristin wohl ueber unser tolles Kino?") nochmal die Handlung erzaehlt.
Der Hinduismus hat ja unsagbar viele Goetter, die dann auch noch unterschiedliche Erscheinungsformen haben und fuer jeden Geschmack und jede Gelegenheit gibt es Goetter. Die Spiritualitaet hier ist allgegenwaertig. Zum Beispiel steht vor einer schmuddeligen Masala-Tee-Bude ein zweckfreier Bretterverschlag mit einigem Staub und Muell drin. Obwohl gerade ein Bus mit Leuten angekommen ist, die alle gerne einen Tee wollen, haengt der Teekoch in aller Seelenruhe duftende Blumenketten an den Schrein des Teebudengottes und des Bretterverschlaggottes. Dazu zieht er die Schlappen aus und preist den Gott. Muellwegraeumen ist hier anscheinend kaein Bestandteil des Preisens.
Hier dein Tempel des Sonnengottes, der hoch ueber Jaipur trohnt.
Dieses Foto hat der Mann neben mir zuerst mit seiner Kamara machen lassen, um festzuhalten wie er mir einige Goetter als Anstecknadeln schenkt. Die Touristen sind fuer viele Inder genauso interssant wie andersrum. Er hatte zwischen seinen ruinoesen Zaehnen Kautabak Gewuerzmischung und meinte freudestrahlend, dass er auch die 5 Stunden nach Puschkar faehrt und jetzt meine Begleitung waehre. Klang fuer mich eher wie eine Drohung. Aber er kannte genug Geschichten ueber alle Goetter, dass das dann noch ganz nett wurde.
Puschkar ist ein heiliger See mit hunderten Tempeln, einem Dorf voll spirutueller Kiffer und Priester und Yogaschulen mitten in der Steppe. Dort hab ich mich ein paar Tage von den stressigen, dreckigen Grossstaedten der letzten Wochen erholt.
Mein Zimmer war mit Blick auf den wunderschoenen See. Der ist entstanden, weil Brahma gerne eine Manifestation auf der Erde wollte und hier eine Lotusbluete hingeworfen hat. So steht hier der einzige Brama Tempel ueberhaupt. Brahma hat, als seine Frau mal nicht so wollte wie er, einfach ne andere geheiratet. Daraufhin hat sie dafuer gesorgt, dass jeder andere Brama Tempel einstuertzen wuerde.
Die Menschen nehmen betend Baeder und uebergiessen sich mit heiligem Wasser. Viele Priester da sind ganz schoen penetrant und geldgierig, aber ein wirklich weiser, hat mir gezeigt, wie man da Blueten, Reis, Wasser und Farben opfert. Wenn es geklappt hat, sollten alle die ich kenne jetzt ein glueckiches Leben haben. Dabei trinkt man auch einen kleinen Schluck vom Seewasser. Erst anschliessend hab ich gelesen, dass (neben allem anderen) auch Ghandis Asche in den See gestreut wurde. Nun gut, hat zum Gluck nicht geschadet.
Abends waren viele Feste um den See, wo bis spaet in die Nacht monoton bis extatisch gesungen wurde. Nachts heulten die Hunde und morgens um 5 ging dann das Gebimmel in den Tempeln los, dass die Goetter auf die Betenden aufmerksam machen soll. Also so richtig ruhig war es da selten.

Die Frau neben mir hat mir einen Fuss mit Henna Ornamenten bemalt und wollte dafuer gerne ein Bild von sich und ihren Kindern zugeschickt bekommen, hier eins davon. Von da fuhr ich mit dem Sleeperbus nach Jeisalmer. Das ist eine Kombination zwischen Gepaecknetz und Kapselhotel. Man hat eine kleine Box fuer sich, in der ich noch besser geschlafen haette, wenn ich nicht wegen der Schlagloecher oefters mal 30 cm in die Luft geschleudert worden waehre.
Jeisalmer ist eine Stadt mit einem Ford mitte in der Wueste, in der naehe der pakistanischen Grenze. Das Ford sieht so aus als waehre es aus der gelben Erde herrausgeplatzt. Eigentlich ist das hier wohl recht touristisch, aber da es um die 40 Grad war und der Wind heisser und staerker als die meisten Haartrockner, war es recht ruhig hier. Und die Haendler und Guides nervten jetzt zum Glueck nicht wie sonst wo, sondern hatten viel Zeit zum plaudern und Teetrinken. Nach 3 Tagen kannte ich den ganzen Dorfklatsch und hab interssantes ueber das Kastensystem und die arrangierten Hochzeiten gelernt. Die meisten Leute sind stolz auf ihre gute Kaste, welche es auch sei, und finden arrangierte Hochzeiten sehr gut, da ihre Eltern besser wissen was fuer sie gut ist. Schwer nachzuvollziehen, aber unser Art Lebensbeziehungen auf Verlieben aufzubauen, funktioniert ja auch nicht immer so hundertprozentig.
Einen Tag wollte ich gerne in der Wueste schlafen. Das war etwas abenteuerlich, da das Wetter etwas stuermisch heiss war. Mein Kamel, Michale Jackson, hatte schon einige Dorfrennenen gewonnen. Wir waren nur zu 2 mit einem Kamelfuehrer und haben gemeinsam ein tolles Essen gekocht. James aus England hat einen uebeltrockenen Humor, dass wir neben Sternegucken auch noch viel zu kichern hatten.